(Translated by Google) Goethe "Italian Journey"
October 6, 1787 - October 24, 1787 Castel Gandolfo
Villeggiatura in Castel Gandolfo
At the beginning of this month, in mild, thoroughly cheerful, and glorious weather, we enjoyed a formal villeggiatura in Castel Gandolfo, which initiated and naturalized us into the heart of this incomparable region. Mr. Jenkins, the wealthy English art dealer, lived there in a very stately building, the former residence of the Jesuit General, where a number of friends lacked neither rooms for comfortable accommodation, nor halls for cheerful gatherings, nor arcades for lively strolls.
One can best understand such an autumn stay by thinking of it as a stay at a spa. People who have the slightest connection to one another are instantly transported by chance into close proximity. Breakfast and lunch, walks, pleasure parties, serious and playful conversation quickly create acquaintance and trust; it would be a miracle if, especially here, where not even illness and treatment provide any kind of diversion, here in the most complete idleness, the most decided elective affinities did not immediately emerge. Hofrat Reiffenstein had thought it a good idea, and rightly so, that we should leave early in order to find the necessary time for our walks and other artistic excursions into the mountains before the swarm of people pressed forward and invited us to participate in communal entertainment. We were the first to arrive and did not fail to take a practical look around the area, following the guidance of our experienced guide, and reaped the most wonderful pleasures and lessons.
After some time, I saw a very pretty Roman neighbor, who lived not far from us in the Corso, coming up with her mother. Since my lordship, they had both responded to my greetings more cordially than usual, yet I had not spoken to them, even though I often passed them close enough when they were sitting outside the door in the evenings; for I had remained completely faithful to my vow not to allow such circumstances to deter me from my main purpose. But now we suddenly found ourselves like completely old acquaintances; that concert provided enough material for our first conversation, and there is perhaps nothing more pleasant than a Roman woman of that kind who lets herself go cheerfully in natural conversation and quickly yet clearly expresses a lively attention directed toward pure reality, a participation with a graceful reference to herself in the melodious Roman language; and indeed in a noble dialect that elevates even the middle class above itself and lends a certain nobility to the most natural, indeed to the common. These qualities and characteristics were familiar to me, but I had never heard them expressed in such an ingratiating sequence. At the same time, they introduced me to a young Milanese woman they had brought with them, the sister of a clerk belonging to Mr. Jenkins, a young man who was highly favored by his employer for his skill and integrity. They seemed to be closely connected and friends.
These two beauties—for one could truly call them beautiful—were in contrast, not sharply, but nevertheless decisively: the Roman woman had dark brown hair, the Milanese light brown; the former had a brown complexion, the latter clear, with delicate skin; the latter, at the same time, had almost blue eyes, the former with brown; the Roman woman was somewhat serious and reserved, the Milanese woman of an open, not so much appealing as inquiring nature. I was sitting between the two women at a kind of lottery game and had shared the money with the Roman woman; in the course of the game, it happened that I also tried my luck with the Milanese woman through betting or something else. (...)
(Original)
Goethe "Italienische Reise"
06.10.1787 - 24.10.1787 Castel Gandolfo
Villeggiatur in Castel Gandolfo
Zu Anfang dieses Monats bei mildem, durchaus heiterem, herrlichem Wetter genossen wir eine förmliche Villeggiatur in Castel Gandolfo, wodurch wir uns denn in die Mitte dieser unvergleichlichen Gegend eingeweiht und eingebürgert sahen. Herr Jenkins, der wohlhabende englische Kunsthändler, bewohnte daselbst ein sehr stattliches Gebäude, den ehemaligen Wohnsitz des Jesuitergenerals, wo es einer Anzahl von Freunden weder an Zimmern zu bequemer Wohnung, noch an Sälen zu heiterem Beisammensein, noch an Bogengängen zu munterem Lustwandel fehlte.
Man kann sich von einem solchen Herbstaufenthalte den besten Begriff machen, wenn man sich ihn wie den Aufenthalt an einem Badorte gedenkt. Personen ohne den mindesten Bezug aufeinander werden durch Zufall augenblicklich in die unmittelbarste Nähe versetzt. Frühstück und Mittagessen, Spaziergänge, Lustpartien, ernst- und scherzhafte Unterhaltung bewirken schnell Bekanntschaft und Vertraulichkeit; da es denn ein Wunder wäre, wenn, besonders hier, wo nicht einmal Krankheit und Kur eine Art von Diversion macht, hier im vollkommensten Müßiggange, sich nicht die entschiedensten Wahlverwandtschaften zunächst hervortun sollten. Hofrat Reiffenstein hatte für gut befunden, und zwar mit Recht, daß wir zeitig hinausgehen sollten, um zu unseren Spaziergängen und sonstigen artistischen Wanderungen ins Gebirg die nötige Zeit zu finden, ehe noch der Schwall der Gesellschaft sich herandrängte und uns zur Teilnahme an gemeinschaftlicher Unterhaltung aufforderte. Wir waren die ersten und versäumten nicht, uns in der Gegend, nach Anleitung des erfahrenen Führers, zweckmäßig umzusehen, und ernteten davon die schönsten Genüsse und Belehrungen.
Nach einiger Zeit sah ich eine gar hübsche römische Nachbarin, nicht weit von uns im Korso wohnend, mit ihrer Mutter heraufkommen. Sie hatten beide seit meiner Mylordschaft meine Begrüßungen freundlicher als sonst erwidert, doch hatte ich sie nicht angesprochen, ob ich gleich an ihnen, wenn sie abends vor der Tür saßen, öfters nah genug vorbeiging; denn ich war dem Gelübde, mich durch dergleichen Verhältnisse von meinem Hauptzwecke nicht abhalten zu lassen, vollkommen treu geblieben. Nun aber fanden wir uns auf einmal wie völlig alte Bekannte; jenes Konzert gab Stoff genug zur ersten Unterhaltung, und es ist wohl nichts angenehmer als eine Römerin der Art, die sich in natürlichem Gespräch heiter gehen läßt und ein lebhaftes, auf die reine Wirklichkeit gerichtetes Aufmerken, eine Teilnahme mit anmutigem Bezug auf sich selbst in der wohlklingenden römischen Sprache schnell, doch deutlich vorträgt; und zwar in einer edlen Mundart, die auch die mittlere Klasse über sich selbst erhebt und dem Allernatürlichsten, ja dem Gemeinen einen gewissen Adel verleiht. Diese Eigenschaften und Eigenheiten waren mir zwar bekannt, aber ich hatte sie noch nie in einer so einschmeichelnden Folge vernommen.
Zu gleicher Zeit stellten sie mich einer jungen Mailänderin vor, die sie mitgebracht hatten, der Schwester eines Kommis von Herrn Jenkins, eines jungen Mannes, der wegen Fertigkeit und Redlichkeit bei seinem Prinzipal in großer Gunst stand. Sie schienen genau miteinander verbunden und Freundinnen zu sein.
Diese beiden Schönen, denn schön durfte man sie wirklich nennen, standen in einem nicht schroffen, aber doch entschiedenen Gegensatz; dunkelbraune Haare die Römerin, hellbraune die Mailänderin; jene braun von Gesichtsfarbe, diese klar, von zarter Haut; diese zugleich mit fast blauen Augen, jene mit braunen; die Römerin einigermaßen ernst, zurückhaltend, die Mailänderin von einem offnen, nicht sowohl ansprechenden, als gleichsam anfragenden Wesen. Ich saß bei einer Art Lottospiel zwischen beiden Frauenzimmern und hatte mit der Römerin Kasse zusammen gemacht; im Laufe des Spiels fügte es sich nun, daß ich auch mit der Mailänderin mein Glück versuchte durch Wetten oder sonst. (...)